
Plakolm: Plädoyer für selbstbewusstes Christentum
Kultusministerin Claudia Plakolm hat einmal mehr die christlichen Wurzeln Österreichs betont. In der ORF-Pressestunde am Sonntag sprach sie sich einmal mehr für ein selbstbewusstes Christentum aus: "Österreich ist ein christliches Land, acht von zehn gläubigen Menschen in Österreich sind Christen." Die christlich-jüdischen Werte würden auch verbindend sein zu anderen Religionen und Menschen, die keinen Glauben haben.
Religionsfreiheit sei ein extrem hohes Gut, so Plakolm weiter. Gerade als Kultusministerin sei es ihr wichtig, Toleranz nicht falsch zu verstehen und "einen Schritt zurück zu machen von unseren Traditionen und auch von unserem Glauben." Zu meinen, "wir hängen die Kreuze in den Klassenzimmern ab und dann sind alle Probleme dieser Welt gelöst", sei falsch, so die Ministerin. Nachsatz: "Wer sich durch christliche Feierlichkeiten oder durch Kreuze im Klassenzimmer gestört fühlt, sollte sein eigenes Toleranzverständnis hinterfragen".
Als Kultusministerin und damit politisch Zuständige für alle 16 anerkannten Religionsgemeinschaften in Österreich sei ihr die Pflege eines guten Miteinanders besonders wichtig. Plakolm würdigte in diesem Zusammenhang auch das "vorbildliche" Agieren der Kirchen- und Religionsvertreter. Dennoch gebe es Herausforderungen im Zusammenleben, und es sei Tatsache, dass diese Probleme meistens mit dem Islam einhergingen.
Plakolm, die in der Regierung auch für die Integrations- und Familienagenden zuständig ist, zeigte sich überzeugt, dass das von der Koalition im Regierungsprogramm vorgesehene Kopftuchverbot für Jugendliche unter 14 Jahren verfassungsgemäß ausgestaltet werden könne. Diesbezüglich sei man in "intensivem Austausch" mit Experten. "Mir ist dieses Thema als Jugendministerin sehr wichtig, weil achtjährige Mädchen nicht unter einem Kopftuch versteckt werden dürfen." Für sie gebe es zwei Möglichkeiten, nämlich das Gesetz im Verfassungsrang oder mit einfacher Mehrheit zu beschließen, so Plakolm. Bei Ersterem müsste die FPÖ "Farbe bekennen", bei Zweiterem brauche es ein Stufenmodell, das auf den Einzelfall abziele.
Zur Frage, was sich vom neuen Papst wünsche, wollte Plakolm - Stichwort: Trennung von Kirche und Staat - nicht als Ministerin, sondern als einfache gläubige Christin sprechen. Sie sei eine Vertreterin eines eher liberaleren Kurses und sie würde sich freuen, wenn die angestoßenen Reformen, die Papst Franziskus nicht zu Ende bringen konnte, weiterhin Priorität in der Kirche hätten. Als politisch Verantwortliche werde sie der Kirche aber nicht ausrichten, was sie zu tun hat.
Im Blick auf ihre Europa-Agenden sprach sich Plakolm dafür aus, auf Ratsebene in der EU dort Vetomöglichkeiten einzelner Staaten beizubehalten, wo sie nach wie vor bestehen. Das seien vor allem die gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik, die EU-Finanzen und die Aufnahme neuer EU-Mitglieder. "In diesen zentralen Fragen" solle man in der Europäischen Union nicht vom Einstimmigkeitsprinzip abgehen, sagte Plakolm. Was die EU-Erweiterung um die sechs Staaten des Westbalkan (Albanien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro, Nordmazedonien und Serbien) betrifft, die sich seit mehr als 20 Jahren hinzieht, sah die Ministerin "Gott sei Dank eine Dynamik". Plakolm sprach sich für eine "graduelle Integration" aus.
Quelle: kathpress