
Belvedere: Dankgottesdienst zum 70. Jahrestag des Staatsvertrags
Mit einem Gottesdienst in der Kapelle von Schloss Belvedere wurde am Donnerstag der Unterzeichnung des Österreichischen Staatsvertrages vor 70 Jahren - am 15. Mai 1955 - gedacht. Der Wiener Weihbischof Franz Scharl zog in seiner Predigt eine Parallele zwischen den zähen Verhandlungen um den Staatsvertrag und dem Gebet, das oft Durchhaltevermögen verlange. Dabei betonte er: "Die Kraft, die von Gott kommt, ist ohne Grenzen, um etwas voranzubringen." Gefeiert wurde der Gottesdienst auf Initiative der Gebetsgemeinschaft "Rosenkranz - Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt" (RSK), deren Gründung eng mit der Nachkriegszeit und dem Gebet um Österreichs Freiheit verbunden ist.
Weihbischof Scharl, selbst Mitglied des RSK, betonte vor dem Hintergrund der aktuellen weltpolitischen Lage, wie wichtig das "Gebet für die Herrscher, die Macht ausüben", sei. Gleichzeitig riet er, "sich nicht zu fragen: Was bekomme ich? Sondern: Was trage ich bei?", denn es sei auch heute wichtig, für das Gemeinwohl einzutreten. Bleibender Maßstab für Christen damals nach dem Krieg wie auch heute bleibe die Bergpredigt, wo es heißt: "Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben."
An dem Dankgottesdienst und dem anschließenden Gedenken im Marmorsaal des Belvedere nahmen neben Scharl u.a. der VP-Europaabgeordnete Lukas Mandl und der Bezirksvorsteher des Ersten Wiener Gemeindebezirks, Markus Figl (ÖVP), teil. Der RSK war durch seine Vorstandsvorsitzende Traude Gallhofer und den Geistlichen Assistenten P. Elias van Haaren vertreten, der im Marmorsaal auch das Wort ergriff. Für die musikalische und liturgische Gestaltung war der Kirchenmusiker Thomas Dolezal verantwortlich.
Hunderttausende beteten für Freiheit
Seit 2017 findet auf Initiative des RSK die Gedenkmesse statt. Die Geschichte des 1947 gegründeten RSK ist eng mit dem Gebet für die Freiheit des nach dem Zweiten Weltkrieg von den Alliierten besetzten Österreich verbunden. Rasch wuchs die Zahl der Betenden rund um RSK-Gründer Pater Petrus Pavlicek (1902-1982) von ursprünglich 500 auf 500.000 im Jahr 1955 an. Nach 81 Sühneandachten und mehreren Lichterprozessionen mit Zehntausenden durch die Wiener Innenstadt erfüllte sich 1955 das Gebetsanliegen um die Wiedererlangung der vollen Freiheit Österreichs. Im Hinblick auf den Österreichischen Staatsvertrag 1955 sagte der damalige Bundeskanzler Julius Raab: "Wenn nicht so viel gebetet worden wäre, nicht so viele Hände in Österreich sich zum Gebet gefaltet hätten, so hätten wir es wohl nicht geschafft."
Nach dem Staatsvertrag textierte P. Pavlicek das von ihm verfasste und für den RSK typische Lied um, wo es seitdem in der zweiten Strophe heißt: "Schutzfrau Öst'reichs, o Maria, unser Fleh'n hast du erhört. Freiheit wieder uns gegeben, Frieden Österreich beschert. Denn, o Mutter..."
Quelle: kathpress