
Experte: Ringen um gemeinsamen Ostertermin darf keine Machtfrage sein
Wenig Hoffnung auf eine baldige Einigung der Kirchen auf einen gemeinsamen Ostertermin sieht der Salzburger Ostkirchen- und Ökumene-Experte Dietmar Winkler, wie der "Pro Oriente"-Informationsdienst am Freitag berichtete. Der Dekan der Katholisch-theologischen Fakultät der Universität Salzburg und Vorsitzende der Salzburger "Pro Oriente" Sektion äußerte sich demnach im Interview mit dem Portal "katholisch.de". Machtfragen sollten im Ringen um einen gemeinsamen Ostertermin jedenfalls keine Rolle spielen, so Winkler.
Er sehe aktuell "sehr viel Zugehen der katholischen Seite auf die orthodoxe Kirche" und er wisse auch von einzelnen orientalisch-orthodoxen Kirchen, "die das durchaus wollen, aber einen solchen Schritt aus Rücksicht auf die gesamte orthodoxe Kirche nicht machen". Auch der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel zeige sich offen. Insgesamt habe er aber den Eindruck, so Winkler, "dass der Dialogpartner uneinig ist und das in Summe nicht will".
Er habe auch schon orthodoxe Theologen gehört, die sagten: "Warum sollen wir immer nachgeben?" Das sei jedoch ein völlig falscher Ansatz, "denn so wird daraus plötzlich eine Machtfrage - doch eigentlich geht es um weit mehr". Im Hintergrund stehe vielmehr die Frage nach der kirchlichen Einheit. Winkler: "Wo aber kein Interesse an einer kirchlichen Einheit besteht, da ist auch die Festlegung auf ein gemeinsames Osterdatum praktisch unmöglich - und auch sinnlos. Dafür wäre ein gemeinsames Zeichen notwendig."
Zum Einwand, dass die katholische Kirche, wenn sie sich als beweglich zeigen möchte, ja auch erst einmal das Osterdatum der orthodoxen Kirche übernehmen könnte, meinte Winkler: "Das wäre zwar eine denkbare Möglichkeit, aber wenn es um ein gemeinsames Osterdatum geht, dann sollte es auch gemeinsam besprochen und entschieden werden." Eine vorübergehende Annahme des Julianischen Kalenders wäre von der Zeichenhaftigkeit her möglicherweise sinnvoll, aus rationaler Perspektive erscheine dies jedoch aufgrund der Ungenauigkeit des Kalenders nicht sonderlich zweckmäßig, gab Winkler zu bedenken.
Der Ostkirchenexperte zeigte sich aber überzeugt, weiter im Dialog zu bleiben und neu motiviert an einer Lösung dieser Frage zu arbeiten. Ein gemeinsamer Osterzyklus würde bedeuten, "dass die östliche und die westliche Christenheit ihre liturgischen und theologischen Schätze in den eindrucksvollen Gottesdiensten während dieser Zeit besser miteinander teilen können und das reichhaltige spirituelle Erbe so wirklich zum Tragen kommt". Und wenn man die Auferstehung Jesu als zentrale Botschaft des Christentums gemeinsam feiert, dann sei das "ein anderes Zeugnis, als wenn man gerade in dieser Hinsicht zerstritten ist".
Ein gemeinsames Osterdatum wäre zudem nicht nur ein Weg, den innerkirchlichen Zusammenhalt zu fördern, sondern auch ein Zeichen der Einheit gegenüber den Anhängern anderer Glaubensrichtungen und Weltanschauungen, so der Salzburger Ökumene-Experte.
Quelle: kathpress